Kommunalwahl 9. Juni: Thema Mobilität

Netze statt Wege

Am Freitag, den 17.05., fand erneut die Critical Mass statt, um ein Zeichen für eine nachhaltige Mobilität und eine lebenswerte Zukunft zu setzen. Viele Kandidat*innen für die Kommunalwahl, darunter auch ich, Paula Zimmermann von der SPD, waren eingeladen. Als Schülerin und Fahrradfahrerin finde ich es sehr wichtig, mich für eine Verkehrsgruppe stark zu machen, die leider oft übersehen wird. Besonders Kinder, die noch nicht sicher auf dem Rad und im Verkehr sind, sind davon betroffen.
Deshalb wollen wir uns als SPD dafür einsetzen, dass es in Tübingen sichere und durchgehende Fahrradnetze gibt, insbesondere auf den Wegen zu den Schulen. Es kann nicht sein, dass Fahrradwege plötzlich aufhören und ins Nichts führen.

Die breite Bürgerbeteiligung am Radverkehrskonzept 2030 war ein großer Erfolg und stärkte die Demokratie. Solche Beteiligungsprozesse sind enorm wichtig, damit die Anliegen der Bürger*innen direkt weitergetragen werden können und nicht übersehen werden. Verkehrsplaner*innen erhalten so wertvolle Einblicke, die sie sonst möglicherweise nicht hätten.

Ein weiteres Ziel sollte sein, die Infrastruktur kontinuierlich zu verbessern, dass sich mehr Menschen sicher auf dem Rad fühlen und es häufiger nutzen.

Zusammen können wir dafür sorgen, dass Tübingen eine Vorreiterrolle beim Thema nachhaltige Mobilität übernimmt und eine Stadt wird, in der alle Verkehrsteilnehmer*innen sicher und bequem unterwegs sein können.

Fahrrad fahren kann glücklich machen! Es ist super fürs Klima und super für unsere Stadt. Fahrrad fahren soll deswegen in der ganzen Stadt für alle sicher möglich sein. Besonders für Kinder. Die Stadt hat ein sehr gutes Konzept ausgearbeitet, wie die Radwege in Tübingen besser werden können. Damit dieses Konzept auch Wirklichkeit wird, und zwar nicht irgendwann, sondern in den nächsten Jahren, haben wir zusammen mit dem adfc, dem VCD und vielen weiteren Verbänden letztes Jahr einen Brief geschrieben an die Stadt und an den Gemeinderat und gefordert, dass ein Zeitplan für das Konzept vorgelegt wird. Dabei sollen Routen von Schülerinnen und Schülern und von Pendler*innen Priorität bekommen. Der Brief wurde von vielen weiteren Verbänden, auch Fridays for Future Tübingen und dem BUND mit unterschrieben. Die Forderungen sind weiterhin aktuell. Im Gemeinderat möchte ich mich an erster Stelle dafür einsetzen, dass dieses Konzept tatsächlich und so schnell wie möglich umgesetzt wird. Damit wir auch im Verkehr in Tübingen klimaneutral werden, für gute Luft in unserer Stadt und mehr Platz auf den Straßen. Und vor allem, damit alle sicher unterwegs sein können.“

Seit die PARTEI 2024 in den Gemeinderat eingezogen ist, hat sich die Verwaltung unter OB Palmer und Soehlke stark unter Druck gefühlt und den Radverkehr etwas verbessert. Im ADFC-Ranking ist Tübingen (und Reutlingen übrigens) deshalb etwas aufgestiegen. Der viel gehegte Wunsch, mit Kopenhagen mitzuhalten, kann aber noch lange nicht erreicht werden. 

Als zentrale Forderung (auch schon im Gemeinderat mehrfach geäußert) steht weiterhin die Aufwertung der (erweiterten) Wilhelmstraße mit einem durchgehenden Zweirichtungsradweg. Dieser soll ca. vom Epplehaus bis zur Adlerkreuzung gehen. Im Gemeinderat hatten wir schon beantragt die Adlerkreuzung in Lustnau nach niederländischem Vorbild als „Geschützte Kreuzung“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Gesch%C3%BCtzte_Kreuzung) umzubauen. Die Stadtverwaltung war allerdings zu faul darüber nachzudenken. Falls diese zentrale Achse fahrradtauglich ist, würde Tübingen deutlich eher als Fahrradstadt wahrgenommen werden. 

Andere Forderungen sind noch, dass man Tübingens Hügel sicherer macht. Hier braucht es auch eigene Radwege und Parkplätze müssen evtl. weichen. Auch die Schulen müssen besser angebunden werden.

Ein Wunsch wäre auch als Modellprojekt einmal einen Fahrradanhänger für einen Stadtbus zu testen, das wird oft in touristischen Gebieten schon eingesetzt. 

Fahrradstraßen sind auch unser Wunsch, wobei man ehrlich sein muss, dass die Verbesserungen oft marginal sind in der Praxis, da Autofahrende sich oft über die Regeln nicht bewusst sind und diese oft für den Autoverkehr weiterhin freigegeben sind. 

Zusätzlich fordern wir ein innerstädtisches Seilbahnnetz mit Fahrradmitnahme. Sollten Flugtaxis in der Stadt perspektivisch flächendeckend eingeführt werden, kann das aus unserer Sicht auch nur mit Fahrradmitnahme funktionieren.

Aus radtouristischer Sicht fordern wir einen Radweg des Huhns, diesen werden wir mit der PARTEI und dem Stammtisch „Unser Huhn“ am Sonntag schon einmal testen.: https://www.radtouren-checker.de/huhn-route/ (nur wenn das Wetter gut ist).

Sicherheit und Sichtbarkeit für alle Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr, zuverlässige ÖPNV Angebote für alle Orte und optimierte Integrationsplanung auf Landkreisebene – das wünsche ich mir im LK Tübingen!

Trotz einiger Verbesserungen der Radinfrastruktur in den letzten Jahren bleiben die Emissionen des Verkehrssektors auch nach der neuesten Klimabilanz von 2024 weiterhin sehr hoch bei ca. 80.000t CO2 pro Jahr. Gleichzeitig bleiben nur noch 6 Jahre, um das Ziel “Tübingen klimaneutral 2030” zu erreichen und so einen einigermaßen gerechten Beitrag zum weltweiten Klimaschutz zu leisten.
Für uns ist daher klar: die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei. Es braucht jetzt ambitioniertere Maßnahmen, damit Menschen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen. Und es braucht endlich einen konkreten jahresscharfen Reduktionsplan mit bezifferten Einzelmaßnahmen. Wir möchten das in einem vom Land geförderten “Klimamobilitätsplan” konkretisieren, so wie es auch schon Freiburg macht.
Unser Vorbild ist Paris: dauerhaft und schnell weniger Platz für Autos, dafür mehr Platz für Menschen auf dem Rad und zu Fuß. Konkret heißt das: jedes Jahr 10% weniger innerstädtische Parkplätze. Parktarife abhängig von der Größe und den Treibhausgasemissionen des Fahrzeugs. Weniger und schmalere Spuren für Autos. Ein autofreier Uni-Campus Wilhelmstraße. Ein autofreier Sonntag im Monat im gesamten Stadtgebiet. Im Gegenzug: Rad- und Fußwege, die baulich vom Autoverkehr getrennt sind. Ausreichend Radabstellflächen. Rad- und fußwegefreundliche Ampelschaltungen. Durchgehende Radwege für alle zentralen Achsen durch die Stadt, die gut ausgeschildert sind.
Zuallererst müssen die Hauptradrouten zu den Schulen durch diese Maßnahmen sicherer werden. Damit Eltern ihre Kinder endlich wieder guten Gewissens mit dem Rad zur Schule fahren lassen. Und so auf Bring- und Holdienste mit dem Auto verzichten können.
Für das Radverkehrskonzept in Tübingen muss es einen verbindlichen zeitlichen und auch finanziellen Plan geben. Auch hier gilt: das Ziel alleine genügt nicht. Die Intransparenz bei der Umsetzung möchten wir endlich beenden. Fortschritte, Abweichungen und Änderungen im Plan müssen regelmäßig kommuniziert werden. In die konkrete Umsetzung müssen alle eingebunden werden: der Gemeinderat, Gruppen wie der ADFC und Critical Mass, und auch der Gesamtelternbeirat der Tübinger Schulen. So können auch Fehlplanungen früh erkannt und beschrieben werden. Warum endet das blaue Band am neuen ZOB mitten im Fußgängerbereich? Wer versteht die wirre Routenführung an der blauen Brücke? Solch schlechte Verkehrsführungen könnten künftig vermieden werden.

Radverkehr in Tübingen

  • Daran arbeitet die Stadt:
  • Errichtung von Radbrücken (vier Stück über den Neckar bzw. über die Neckartalbahn).
  • Schaffung von einheitlichen, differenzierten Standards für Radwege mit dem Radverkehrskonzept (erledigt)
  • Einrichtung der Radwege des im Radverkehrskonzept beschlossenen Radwegenetzes gemäß den im Radverkehrskonzept beschlossenen Standards. Zuerst: Blaues Band (Ost-West-Verbindung zwischen den Radwegen nach Reutlingen und Rottenburg) und neue Gesamtplanung der Achse Radbrücke West – Kelternstraße/Belthlestraße, darunter auch: Spurentausch im alten Schlossbergtunnel.
  • Förderung für Menschen mit wenig Geld, z.B. für Fahrradanhänger
    Das fordern die Radverbände gemeinsam:
  • Verleihsystem für Lastenräder
  • Radvorfahrtstraßen auch in den Teilorten
  • Ampelschaltungen für Fußgänger und Radfahrer kürzer
  • Durchgängigen Schutzstreifen zwischen Kilchberg und Bühl
  • bessere Kommunikation
  • Durchgehender Radweg in der Wilhelmstraße für beide Richtungen und Streichung von Pkw-Parkplätzen in der Wilhelmstraße
    Das ist die Position von TÜL/Die Linke
  • Die Linke ist überzeugt, dass eine Mobilitätswende notwendig ist und setzt sich insbesondere für kostenlosen ÖPNV, eine Umverteilung von Verkehrsflächen und Parkflächen ein, für ausreichend breite und nach Möglichkeit baulich getrennte Radwege. Die oben genannten Forderungen der Radverbände sind für uns wichtige und richtige Schritte, das zu erreichen.
    Die von der Stadt umgesetzten und oben genannten Förderungen, Konzepte und Maßnahmen hat die Linke im Gemeinderat unterstützt.
    Die Linke setzt sich bundesweit dafür ein, dass Kommunen selbst über die Tempo 30 auf ihren Straßen entscheiden dürfen.
  • Ich persönlich setzte ich dafür ein, die Planungen für den Schindhautunnel zu stoppen und kämpfe schon lange dafür, die Uhlandstraße und die Primus-Truber-Straße vom Autoverkehr zu befreien.
    Die aktuell hauptsächlich von Fridays for Future geforderte Sperrung der Wilhelmstraße vor der Neuen Aula, die nur durch eine schnelle Aufhebung des Einbahnstraßenrings möglich wäre, kann ich nicht uneingeschränkt unterstützen, weil ich die Umweltspur im Stadtgraben aktuell für sehr sinnvoll halte und diese dann weichen müsste.

Mit Aktionen wie Critical Mass machen wir auf die Belange der Fahrradfahrenden aufmerksam. Das hat in Tübingen schon erheblich zur Verbesserung des Radwegenetzes beigetragen. Nun müssen wir auch über die Stadtgrenzen hinweg daran arbeiten, dass Fahrradfahrende zu sicheren und guten Fahrradwegen kommen – erste Critical Mass in Wannweil war erst vor Kurzem. Weiter so! Das Radwegenetz darf nicht an der Kreisgrenze aufhören, sondern es soll flächendeckend gut und sinnvoll sein. Hier müssen wir besser zusammenarbeiten. Weitere Aktionen wie das Aufstellen von Stehzeugen (Platz von einem Parkplatz 12m2) und der Haagtorspace zeigen auf, wie schön unsere Stadt sein könnte, wenn es weniger Autos gäbe.

Dabei dürfen wir Menschen nicht aus dem Blick verlieren, die auf das Auto angewiesen sind. Hier ist ein ständiger Austausch und die Suche nach Lösungen sehr wichtig. Mit Carsharingangeboten auch in den Teilorten könnten wir die Zahl der Autos reduzieren. Außerdem muss der ÖPNV weiter so ausgebaut werden, dass auch die Menschen in den Teilorten besser angebunden sind.

Ich setze mich außerdem für die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung zur Finanzierung eines günstigeren oder kostenlosen ÖPNV ein. Es würden damit viele Autos in den Garagen verschwinden, was die Situation der Fahrradfahrenden erheblich sicherer machen würde.

Schön wäre es, wenn Autos mit 2-4 Insassen im Verkehrsfluss bevorzugt würden. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass für neue Fahrradwege nicht Fläche zusätzlich versiegelt wird, sondern dass sie den Autos genommen wird.

Ich bin außerdem der Meinung, dass mehr Straßen immer zu mehr Verkehr führen – das lässt sich auf alle Straßenbauprojekte sagen!

Die Tübinger Liste unterstützt grundsätzlich das Radverkehrskonzept 2030.

Auch wenn wir noch nicht mit allen vorgeschlagenen Routen und Maßnahmen einverstanden sind, sehen wir darin einen längst fälligen Teilschritt,
um den Radverkehr noch attraktiver zu machen. Wenn wir jetzt auch noch den Fußverkehr entsprechend fördern und den ÖPNV weiter optimieren, sind wir auf einem guten Weg, dass Mobilität in Tübingen umweltfreundlich möglich ist.

Die Forderung von Critical Mass nach einem Zeitplan für die Umsetzung des Konzepts unterstützen wir.

Nur durch zeitliche Zielvorgaben und Meilensteine können Konzeptfortschritt dokumentiert und eine höhere Verbindlichkeit erreicht werden.

Damit ergeben sich bessere Abstimmungsmöglichkeiten mit anderen Bereichen (SWT, Telekom,…), die in den Straßenbau eingreifen.

Bei der Frage der Priorisierung der Maßnahmen sollte man sich noch stärker an den zentralen Nutzer-Zielorten orientierten. Besonders die Sicherheit auf Schulwegen ist uns wichtig, aber auch die Wege zur Arbeit und zum Studium müssen ihre Beachtung finden.

Die positiven Erfahrungen der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei der Umfrage im vergangenen Dezember haben nicht nur wertvolle Hinweise für das Radverkehrskonzept ergeben, sondern waren auch eine wichtige Quelle für Verbesserungen im Bereich des Fußverkehrs. Dieses Format würden wir weiterhin unterstützen. Dabei wurde auch deutlich, dass viele Rückmeldungen sich auch auf den schlechten Straßenzustand in Tübingen beziehen.

Die von Ihnen vorgeschlagenen Bereiche für eine möglichst zeitnahe Verbesserung für den Radverkehr können wir vor allem um den Bereich Wöhrdstraße / Neckarbrücke / Uhlandstraße, sowie die Ein- und Ausfahrt Steinlachunterführung ergänzen. Hier gilt es ein gutes Miteinander aller beteiligten Verkehrsteilnehmer zu finden.  

Erlauben Sie mir noch ein Beispiel, wie sehr wir uns mit dem Radverkehr auseinandersetzen:

Beispiel dafür ist die Route aus dem Ammertal, die bisher durch eine neue Fahrradstraße und neue Belagsarbeiten bis zur Aischbachschule führt (hellblaue Route).

Durch die Neugestaltung von Aischbach II wird die Route durch eine Straße unterbrochen. Die neue Vorrangroute (gelbe Route) soll über einen sanierungsbedürftigen Teerweg und über die ebenfalls erneuerungsbedürftige Holzbrücke der Ammer auf den Schleifmühlenweg geführt werden.

Hier besteht ein Wegekonflikt mit den Fußgängern. Auch die Ein- und Ausfahrt auf die Brücke sind aufgrund der Platzverhältnisse nicht einfach.

 Dagegen gibt es einen 230 m längeren „Umweg“ an der Ammertalbahn entlang (rote Route), der neu gemacht ist und die Einfahrt in den Schleifmühleweg ist deutlich übersichtlicher, keine Fußgänger und verkehrssicherer. Für die Markierung dieser Route als Radvorrangroute plädieren wir.

Auch wenn sie entfernungstechnisch etwas länger ist, aber sie ist sicherer und schon vorhanden.



Und so geht es an manchen Stellen des Radverkehrsnetzes. Darüber lässt sich auch kräftig streiten. Aber darin erkennen Sie auch, dass wir sehr an einem guten und sichereren Radverkehr interessiert sind, aber auch an die anderen Verkehrsteilnehmer denken.

Hinterlasse einen Kommentar